Unsere Filmkritik: „Au revoir là-haut“ von Albert Dupontel

Er hat Spaß dabei und das macht Spaß

Albert (Dupontel) und sein Freund Édouard (Nahuel Perez Biscayart), die die Schützengräben des 1. Weltkriegs überlebt haben, lassen sich einen Gaunerstreich gegen den Staat einfallen, der ihnen „dies ganz gewiss schuldig ist“. Die dramatische Erzählung hat ganz offensichtlich Züge einer Fabel.

Der Film von Albert Dupontel ist ein waghalsiges Unterfangen. Bei den ersten Bildern fragt man sich, ob das Ganze nicht doch etwas zu riskant ist. Die Schützengräben des 1. Weltkriegs haben in Frankreich noch immer schmerzende Narben hinterlassen. Doch der Film funktioniert und meistert die Herausforderung mit sehr viel Feingefühl. Dabei drückt er weder auf die Tränendrüse, noch sorgt für Unbehagen, sondern setzt die Geschichte wirksam und intelligent um. Grafisch lohnt sich der Film allemal und technisch ist er interessant, auch wenn er manchmal etwas zu viel des Guten tut… Die Technik sticht einem förmlich ins Auge. Ein geleckte Kamerafahrt in einem Treppenhaus ist nicht zwingend notwendig, vor allem wenn es für die Handlung nicht erforderlich ist. Aber wir verstehen, dass Albert Dupontel dabei Spaß hatte. Damit hat er auch nicht Unrecht, denn der Stabilität des Films ist dies nicht abträglich.

Édouard bewegt sich hinter den brillant entworfenen Masken auf subtile Art und Weise zwischen Theater und Tanz. Er überrascht uns durch seine Finesse und entwickelt seinen Hass gegen den bemerkenswert verabscheuungswürdigen Leutnant Pradelle (Laurent Lafitte). Die restlichen Schauspieler bereichern das Bild auf ihre Art. Die Filmkritiker werden Albert Dupontel gewiss schelten, dass er etwas zu viel Geld für diesen Film zur Verfügung hatte. Immerhin rund 20 Millionen Euro, eine beachtliche Summe…

Der Regisseur von 9 mois fermes kann sich mit der Verfilmung des Buchs von Pierre Lemaitre (Wir sehen uns dort oben – Die Zeit: Rezension) sehen lassen. Vielleicht hätte er den anderen Charakteren in seinem Film jedoch etwas mehr Platz einräumen können.

Quentin Duforeau

Stab & Darsteller :

  • Regie: Albert Dupontel
  • Produzentin: Catherine Bozorgan
  • Drehbuch: Albert Dupontel et Pierre Lemaitre
  • Darsteller: Nahuel Pérez Biscayart, Albert Dupontel, Laurent Lafitte, Niels Arestrup, Émilie Dequenne, Mélanie Thierry
  • Musik: Christophe Julien
  • Kamera: Vincent Mathias

Mehr dazu:

  • Première : “À l’occasion de la sortie du Dupontel, nous avons rencontré la créatrice des masques inquiétants du film…” – Article complet
  • Hollywood reporter : “Actor-director Albert Dupontel’s Gaumont-backed feature is a post-World War I crime epic starring Nahuel Perez Biscayart, Laurent Lafitte and Niels Arestrup…” – Full article