Agnès Varda: eine hochrangige Auszeichnung für das marginale Kino

Agnès Varda erhielt für ihr Lebenswerk einen Oscar. Abseits des großen Hollywood-Kinos zeichnet die Oscar-Akademie damit eine Figur aus, die ganz am Rande der Filmindustrie arbeitet.

Die einzige weibliche Filmemacherin der Nouvelle Vague erhielt am Samstag, den 11. November 2017 einen Ehrenoscar. Agnès Varda ist Fotografin, bildende Künstlerin Filmemacherin … aber vor allem die Mamita-Punk des französischen Films. Mit ihren 89 Jahren provoziert diese Vertreterin der Filmkunst noch immer mit ihrer Form. Die kleine Dame hat in den 60 Jahren ihrer Karriere ein großes Werk geschaffen: Fotos, Spielfilme, Dokumentarfilme und Kurzfilme. Einige fanden beim Publikum und auf Festivals große Anerkennung, andere wurden weniger beachtet. Vogelfrei (Sans toit ni loi) aus dem Jahr 1985 gewann bei den Filmfestspielen in Venedig den Goldenen Löwen. Die Strände von Agnès (Les plages d’Agnès) von 2009 wurde mit einem César für den Besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Der Rat der Gouverneure der US-Filmkunst-Akademie vergab in Los Angeles seine Ehrenpreise. Zu den vier Preisträgern eines Ehrenoscars gehörte Agnès Varda, die nicht für einen Film, sondern für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Die kleine Königin am Rande der Filmkunst erklärte vor einem mit Leinwandstars gefüllten Saal, dass ihre Vision von Filmkunst weitab vom Erfolg liegt. Sie sei nicht „bankable“ und zeigte sich verwundert über diese Auszeichnung. Dies ist eine nahezu einzigartige Entscheidung für eine einzigartige Persönlichkeit. Ein Ehrenoscar für ein Kino abseits jeglichen Kommerzes hätte es durchaus verdient, auf einem großen Hollywood-Plakat verewigt zu werden. Sie ist glücklich, für diese Institution und für die Gemeinschaft der Frauen und Schauspielerinnen etwas darzustellen. Agnès Varda ist eine Inspirationsquelle für die Unabhängigkeit der Frauen.

Agnès Varda zeigte sich skeptisch gegenüber der neuen Bildbesessenheit der Gesellschaft und erklärte, nach ihrem letzten Film (Visage village) ein Instagram Account eröffnet zu haben. „Ich habe bereits 18.200 Follower! Also, ich verstehe das nicht, mir wäre lieber, die Leute würden sich meine Filme anschauen.“ – Interview mit Nova

Vielleicht hilft ihr dieser Oscar, dass sich noch mehr Leute für ihr Werk begeistern.

Q. Duforeau

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