Abschied von Jean Rochefort

Tod eines leuchtenden Sterns

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Der Schauspieler Jean Rochefort verstarb am 9. Oktober 2017 im Alter von 87 Jahren. Er ging ebenso diskret, einfach und wirkungsvoll von uns, wie wir ihn aus vielen seiner Rollen kannten. Rochefort war ein risikofreudiger Schauspieler, der jedoch immer etwas im Schatten stand. Sein Trick und sein Geheimnis waren es, im Hintergrund zu bleiben, um andere ins rechte Licht zu rücken. Allerdings zögerte er auch nicht, für einen Moment die gesamte Leinwand zu beanspruchen, wenn es den Film und die Geschichte voran brachte. Er hatte keine Angst vor Herausforderungen und Risiken. „Ridicule“ („Von der Lächerlichkeit des Scheins“) hieß nur einer seiner Filme. Mit seiner beruhigenden und mitunter beunruhigenden Art verkörperte er die Quintessenz des Nebendarstellers, der die Hauptfigur auf eine neue und seltsame Weise zum Strahlen brachte. Rochefort wusste genau, dass er nicht die Hauptrolle spielte, aber er hatte ein tiefes Verständnis für den Beruf des Schauspielers und stellte sich immer in den Dienst des Drehbuchs und des Regisseurs. Er verstand es, im Hintergrund zu bleiben und fungierte als Spiegelfigur, als unvorstellbarer und verlässlicher Begleiter, der die Gabe hatte, andere ins rechte Licht zu rücken. Mit seinem unveränderlichen Gesicht, dem buschigen Schnurrbart, der königlichen Nase und dem silbergrauen rebellischen Haar hatte Jean Rochefort seine „Commedia dell’Arte“ Maske immer dabei und war stets bereit, sich in einen altmodischen Liebhaber, einen nicht ganz so anmutigen Tänzer, einen unbarmherzigen Höfling, einen alten Maler oder sogar in einen professionellen Masturbator zu verwandeln.

Mit seiner langen Silhouette und seiner „traurigen Gestalt“ hätte er den besten Don Quichotte spielen können, den es je auf der Leinwand gegeben hat, obwohl er getreu seinem Stil sicher die Rolle des Sancho Panzas vorgezogen hätte, der zwar unanständig, aber letzten Endes viel freier und strahlender war.

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